Amischlitten im karibischen Kommunismus
Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war Kuba spanische Kolonie und erst durch die Intervention der USA im Jahre 1898 konnte die Kubaner ihren Unabhängigkeitskrieg gegen die zahlenmäßig weit überlegenen Spanier gewinnen. Es begann eine Ära der Republik, in der sich die USA allerdings – bei Beeinträchtigung ihrer Interessen – ein jederzeitiges Interventionsrecht verwahrten. Eines dieser Interessen war sicherlich der Export im großen Stil. Und so wurde die Insel schon in den 1910ern regelrecht überflutet mit amerikanischen Autos.
Die Ära der Republik endete 1934 durch einen Militärputsch angeführt von Fulgencio Batista, der sich anschließend zu Kubas Diktator aufschwang. Dies änderte nichts am Einfluss der USA, die sein Regime unterstützten und ihren wirtschaftlichen Einfluss weiter ausbauten. Unter Batistas Regentschaft wurde Kuba weiter überschwemmt mit Autos aus Nordamerika. Inspiriert vom American Way Of Life strebten viele der Inselbewohner nach einem eigenen bunten Luxusschlitten und das Auto galt als wichtiges Statussymbol der wohlhabenden Oberschicht.
Es war aber nicht nur die amerikanische Politik, sondern auch die organisierte Kriminalität – insbesondere die der Mafia – die einen zunehmenden Einfluss in Kuba ausübte. Amerikanische Gangster investierten in Casinos, Hotels und andere Geschäfte. Letztere führten dazu, dass man Kuba auch als „Hinterhof-Bordell der USA“ bezeichnete. Aus dieser Zeit sind heute noch Oldtimer der Marken Cadillac, Ford, Buick, Chrysler, Dodge, Plymouth, Pontiac, Chevrolet und Oldsmobile auf den Straßen von Kuba zu finden.
Ab 1947 begann der geschickte Stratege Fidel Castro damit, den Widerstand zu organisieren. 1959 gelang die Revolution und Castro etablierte unter neuer sowjetischer Schirmherrschaft einen sozialistischen Staat auf Kuba. Nun fanden sogenannte „Ostmobile“ der Marken Moskwitch und Lada ihren Weg auf Kubas Straßen und es war Schluss für den Import der Straßenkreuzer aus den USA.
Da zudem die Ersatzteile für die alten amerikanischen Fahrzeuge fortan fehlten, wurden die Kubaner kreativ und erfinderisch, wenn es darum ging, notwendige Reparaturen durchzuführen. Selbstgemachte Teile und Anpassungen wurden häufig verwendet, um die Lebensdauer der Fahrzeuge zu verlängern. Und so entwickelte man einen tiefen Stolz für seine Oldtimer und sie wurden zu Erbstücken und kulturellen Symbolen. Ihre Pflege und Wartung symbolisiert die Verbindung zur Geschichte Kubas und trägt zum Charme der Insel bei. Und nicht zuletzt auch zum Geschäft mit den Touristen.